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Kreuz

Impuls für die kfd:Passionszeit

Von:
Dr. Hedwig Lamberty

Wir gehen mit großen Schritten auf Ostern zu, dem Fest der Auferstehung. Es ist DAS Fest des aufbrechenden und neuen Lebens schlechthin. Gleichzeitig befinden wir uns im 2. Jahr der Coronapandemie. Unser Leben ist dadurch nach wie vor eingegrenzt. Das ist oft nicht leicht zu ertragen und die Frage nach dem, was Ostern sein kann, bleibt. Gehen wir vielleicht gerade deshalb Schritt für Schritt und bleiben beim Heute.

 

 

„Heilendes Kirchenjahr“

Der bekannte Benediktinerpater Anselm Grün hat vor mehr als 20 Jahren ein kleines Büchlein geschrieben mit dem Titel: „Heilendes Kirchenjahr“.

„Heilendes Kirchenjahr“ ? Wie kann das Kirchenjahr „heilend“ sein?

Anselm Grün beschreibt darin u.a. die Passionszeit, d.h. die beiden letzten Wochen vor Ostern, in denen wir uns gerade befinden, und er weist uns darauf hin, dass wir in dieser Zeit eingeladen sind, - vor dem Tag des Lebens, also bevor wir die Auferstehung feiern – Jesu Leiden im Zugehen auf Karfreitag näherhin zu betrachten.

Das Stichwort im Kontext des Kirchenjahres heißt in diesen Tagen also „Leiden“. Wir Menschen wollen aber nicht leiden, kein Leid erleben, ertragen, aushalten müssen. Und dennoch ist es ein Teil unseres Lebens, vor dem zu fliehen absurd ist. Jede Leugnung ist zwecklos. Es gibt viel Leid(en).

Passionszeit

Das soll uns aber nicht erschrecken oder gar in die Resignation treiben. Die Passionszeit – so Anselm Grün – macht uns deutlich, dass das Leiden zum menschlichen Leben dazu gehört, aber – und das ist wichtig - dass wir damit nicht allein sind. Denn in Jesus geht Gott jeden unserer Leidenswege mit. Jesus geht – jedes Jahr neu – (s)einen Leidensweg, um uns jedes Jahr neu deutlich zu machen, dass er all unser menschliches Leiden kennt und es mit uns teilt. Wir dürfen somit all unser Leiden in Jesus aufgehoben wissen.  Vielleicht können wir uns so ein Stück mit unserem Leiden aussöhnen und es möglicherweise besser annehmen, ja dazu sagen. Leiden darf sein. Und wir müssen es auch nicht vor anderen verstecken.

Diese Gedanken von Anselm Grün begegnen uns in einer Zeit, in der das Corona-Virus immer noch sehr vieles beherrscht – und auch weiterhin Leiden hervorbringt, Krankheit, existentielle Ängste, Kontakteinschränkungen, Frustration.

"kein billiges Trostpflaster"

Die Betrachtung des Leidens Jesu soll jedoch kein „billiges Trostpflaster“ sein, so, als würde damit alles irgendwie abgedeckt. Nein – wir müssen alles Menschliche tun, um in diesen Zeiten Leiden zu verhindern oder zu verringern, aber wir dürfen uns auch eingestehen, dass wir nicht alles hinkriegen, was wir gerne hinkriegen würden. Und darüber dürfen wir auch traurig sein, weinen, uns nach Nähe sehnen und uns letztendlich immer wieder in Gott festmachen, der jeden unserer Wege mitgeht. Vielleicht kann das ein wenig „heilend“ sein ...

 

„Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht – ich fürchte kein Unheil denn du bist bei mir – dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“ (Ps 23,4)