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Kulturtipp:(Beispiel) Eleonore, Emilie, Elise - Beethoven und die Frage nach den Frauen

Von:
Hildegard Müller-Brünker

Eine Ausstellung im Frauenmuseum Bonn

Klar, dass im Jubiläums-Jahr 2020 jede Bonner Kulturinstitution irgendetwas zu und über Beethoven gestaltet. So auch das  Frauenmuseum, welches ja zum künstlerischen Aspekt auch immer einen genderbezogenen und gesellschaftskritischen Ansatz verfolgt.

Die Leidenschaft des berühmten Komponisten für Frauen war sicherlich genauso groß wie die für seine Musik. Das lassen seine zahlreichen Liebschaften vermuten, viele der Frauen sind bis heute unbekannt. Dabei war Beethoven vom äußeren Erscheinungsbild eher unattraktiv und sein Benehmen war auch nicht das Beste.

Eine wichtige Frau in Beethovens Leben war seine Mutter Maria Magdalena. Sie lebte das typische Leben einer Frau im 18. Jahrhundert, wie die meisten Bonner Frauen war sie für die Haus- und Gartenwirtschaft zuständig. Sieben Kinder gebar sie, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten, sie starb nach einem kräftezehrenden Leben mit nur 40 Jahren an Tuberkulose. Sehr schön erinnert daran im Erdgeschoss eine „Nachbildung“ der Bonner Altstadt auf großen Stoffbahnen. Als Besucherin können Sie so hineintreten in die Welt einer kleinen Residenzstadt des 18. Jahrhundert und der Frauengeschichte(n).

Der Gräfin Guilietta Guicciardi widmete Beethoven angeblich die berühmte "Mondscheinsonate". Und hinter der Klaviersonate mit dem Beinamen "Appassionata“ steht wohl eine weitere angebetete Frau, nämlich Marie Bigot. Auch wenn Elisabeth oder „Elise“ damals ein sehr geläufiger Name war, könnte Elisabeth Röckel diejenige sein, der Beethoven das Klavierstück „Für Elise“ gewidmet hat. Leonore (auch Eleonore) ist der Name der liebenden Ehefrau, die sich in Beethovens einziger Oper „Fidelio“ als Mann verkleidet, um ihrem Mann im Gefängnis nahe zu sein und seine Freilassung zu erwirken.

Und dann findet sich im Nachlass Beethovens der Brief „An die unsterbliche Geliebte", datiert vom 6. und 7. Juli 1812 – wer auch immer die Adressatin sei!?

Im historischen Teil der Ausstellung geht es um berühmte und unbekannte Komponistinnen vom Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts (und damit um Zeitgenossinnen von Beethoven). Sie hatten es ungleich schwerer als Männer, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren und Anerkennung zu finden. Das lag am Frauenbild der damaligen Zeit und der mangelnden Anerkennung der weiblichen Kreativität. Umso wichtiger ist es, an sie zu erinnern.

In der Ausstellung haben sich zeitgenössische Künstlerinnen mit dem Phänomen Beethoven mit Blick auf die Frauenfrage auseinandergesetzt. Da gibt es eine Installation mit vielen Spiegeln, meine Assoziation dazu war, wenn die Besucherin in einen solchen Spiegel schaut, wird sie dann eine der unbekannten Geliebten Beethovens? Ein sehr persönlicher Zugang zeigt eine andere Künstlerin mit verbrannten Streichinstrumenten, die Künstlerin deutet hier an, dass sie keine Möglichkeit hatte, ein Instrument zu erlernen, obwohl sie sich das sehr gewünscht hatte.

Wie immer – der Besuch des Frauenmuseums in Bonn lohnt sich!

Hinweis I

Herzliche Einladung zum Ökumenischer Frauengottesdienst in der Ausstellung am Samstag, 19. Sept. 2020 um 17.00 Uhr.

Hinweis II

Die in Bonn ansässige bildende Künstlerin Ute Marion Poeppel hat in Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlerin Lidia Brüggemann eine aparte Schmuckedition mit dem Titel „Beethovens Schönste“ herausgegeben. Weitere Informationen unter: www.weisse-gaerten.de

Wissenswertes

Ort: Frauenmuseum – Kunst, Kultur, Forschung e.V.
Im Krausfeld 10; 53111 Bonn

Dauer der Ausstellung: noch bis zum 22. Dezember 2020

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr

Eintrittspreise: für Einzelbesucher*innen: 6,00 €/ermäßigt 4,50 € für Gruppen ab fünf Personen: 4,50 €

Preise für Führungen: Wochentag (Di-Fr), 60 €
Samstag, Sonn- und Feiertag 70 €

Führungen und Angebote
Tel. 0228/ 69 13 44
E-Mail: info@frauenmuseum.de
www.frauenmuseum.de